Diabetes im Kindesalter: Was es ist, wie man es erkennt und Komplikationen beim Kind
Stellen Sie sich vor, Sie sehen Ihr Kind gesund und glücklich aufwachsen und dann eines Tages mit der Diagnose Kinderdiabetes konfrontiert zu werden, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Aber worum handelt es sich dabei und wie kann man damit im Alltag des Kindes am besten umgehen?
In diesem Artikel erfährst du alle Informationen zum Diabetes bei Kindern und wie eine gute Ernährung und eine richtige Beikosteinführung laut aktuellen wissenschaftlichen Studien das Auftreten dieser Krankheit beeinflussen können.
Was ist Kindesdiabetes?
Kindesdiabetes ist eine chronische Erkrankung, die Kinder und Jugendliche betrifft. Sie tritt auf, wenn der Körper nicht genügend Insulin produzieren kann, ein essentielles Hormon, das Glukose (Zucker) im Blut in Energie für die Zellen umwandelt. Das Insulin, das von der Bauchspeicheldrüse produziert wird, fungiert als "Schlüssel", der es der Glukose ermöglicht, in die Zellen einzutreten.
Es gibt zwei Arten von Diabetes bei Kindern.
Typ-1-Diabetes mellitus

Es ist die häufigste Form von Kindesdiabetes. In diesem Fall greift das Immunsystem fälschlicherweise die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse an, was zu einem Mangel dieses Hormons führt.
Laut Daten von ANSA aus dem Jahr 2022 leben in Italien 20.000 Kinder mit dieser Diabetesform.
Typ-2-Diabetes
Obwohl Typ-2-Diabetes häufiger bei Erwachsenen vorkommt, breitet er sich auch unter Kindern und Jugendlichen aus, oft in Verbindung mit Fettleibigkeit und Bewegungsmangel. Bei dieser Form von Diabetes entwickelt der Körper eine Insulinresistenz oder produziert nicht genügend Insulin.
Laut den Ergebnissen einer globalen Beobachtungsstudie unter der Leitung des Azienda Ospedaliero-Universitaria delle Marche wurde in den letzten 10 Jahren ein stetiger Anstieg der Fälle von Typ-2-Diabetes festgestellt. Das Durchschnittsalter bei der Diagnose liegt bei 13 Jahren, aber bei 8 % der neuen Fälle sind die Kinder unter 10 Jahre alt.
Ursachen von Diabetes bei Kindern
Die genauen Ursachen des Typ-1-Diabetes bei Kindern sind noch nicht vollständig geklärt, aber man geht davon aus, dass genetische und Umweltfaktoren beteiligt sind. Einige Studien legen nahe, dass eine genetische Veranlagung zusammen mit auslösenden Faktoren wie Virusinfektionen die Autoimmunreaktion auslösen kann, die die Pankreaszellen schädigt.
Typ-2-Diabetes hingegen ist eng mit veränderbaren Risikofaktoren verbunden wie:
- Fettleibigkeit: Übergewicht erhöht die Insulinresistenz.
- Bewegungsmangel: Das Fehlen von körperlicher Aktivität trägt zur Insulinresistenz bei.
- Falsche Ernährung: Eine Ernährung, die reich an Zucker und gesättigten Fetten ist, kann die Entwicklung von Diabetes begünstigen.
- Genetische Faktoren: Die genetische Veranlagung spielt auch bei Typ-2-Diabetes eine wichtige Rolle.
Kann man Diabetes bei Kindern vorbeugen?
Was den Typ-2-Diabetes betrifft, so ist es absolut möglich, das Auftreten bei Kindern zu vermeiden, da er eng mit dem Lebensstil verbunden ist. Aus diesem Grund kann er verhindert oder sein Ausbruch verzögert werden, selbst wenn er genetisch bedingt ist, durch:
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und arm an zugesetztem Zucker und gesättigten Fetten, ist grundlegend, um Fettleibigkeit und Insulinresistenz vorzubeugen.
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Körperliche Bewegung hilft, das Gewicht zu kontrollieren, verbessert die Insulinsensitivität und reduziert das Risiko, Typ-2-Diabetes zu entwickeln.
- Gewichtskontrolle: Die Aufrechterhaltung eines gesunden Gewichts ist entscheidend, um Diabetes zu verhindern, insbesondere bei Kindern mit Risiko.
- Prävention von Fettleibigkeit im Kindesalter: Die Förderung eines gesunden Lebensstils von klein auf ist entscheidend, um Fettleibigkeit zu verhindern und das Risiko für Diabetes im Erwachsenenalter zu senken.
Für den Typ-1-Diabetes mellitus im Kindesalter gibt es derzeit keine sichere Prävention, da die Ursachen noch nicht identifiziert werden konnten, da es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt (das Immunsystem greift fälschlicherweise die Zellen der Bauchspeicheldrüse an).
Wissenschaftler untersuchen die Ursachen von Typ-1-Diabetes intensiv, in der Hoffnung, mögliche Auslöser zu identifizieren und Präventionsstrategien zu entwickeln.
Beikosteinführung und Diabetes im Kindesalter
Eine weitere aktuelle Studie zum Typ-1-Diabetes im Kindesalter wurde von einer Forschergruppe der Colorado School of Public Health in Aurora, USA, durchgeführt und zeigte eine mögliche Beziehung zwischen dem Alter der Beikosteinführung und dem Auftreten von Typ-1-Diabetes im Kindesalter.
In dieser Studie wurden 2 Gruppen von Kindern analysiert:
- Die erste wies ein genetisch prädisponierendes Profil für Typ-1-Diabetes mellitus auf;
- Die zweite Gruppe bestand aus Kindern mit einem Erstgradverwandten mit Typ-1-Diabetes.
Die Studienergebnisse scheinen zu bestätigen, dass sowohl die frühe als auch die späte Exposition gegenüber jeglicher fester Nahrung ein höheres Risiko für die Entwicklung von Typ-1-Diabetes vorhersagen. Im Speziellen die frühe Exposition gegenüber Obst und die späte Exposition gegenüber Reis/Hafer. Wenn jedoch die Einführung dieser Lebensmittel mit dem Stillen verbunden war, erwies sich Muttermilch als Schutz vor einem frühen Auftreten.
Basierend auf diesen Daten identifizieren die Forscher daher die ideale Zeitspanne für die Beikosteinführung zwischen dem 4. und 5. Lebensmonat, um das Risiko für Diabetes im Kindesalter zu verringern.
Wie erkennt man, dass ein Kind Diabetes hat?

Das Erkennen der Symptome von Diabetes bei Kindern ist entscheidend für eine frühzeitige Diagnose und um die Behandlung rechtzeitig zu beginnen. Obwohl die Symptome von Kind zu Kind variieren können, gibt es einige Anzeichen, die Eltern alarmieren sollten:
- Erhöhter Durst (Polydipsie): Das Kind muss viel öfter als gewöhnlich trinken.
- Häufiges Wasserlassen (Polyurie): Das Kind geht öfter als normal auf die Toilette, auch nachts.
- Unfreiwilliger Gewichtsverlust: Trotz gutem Appetit verliert das Kind an Gewicht.
- Erhöhter Appetit (Polyphagie): Das Kind hat ständig Hunger, kann sich aber nicht satt fühlen.
- Müdigkeit und Schwäche: Das Kind fühlt sich müde und hat Schwierigkeiten, alltägliche Aktivitäten auszuführen.
- Verschwommenes Sehen: Sehstörungen können ein Zeichen für hohe Blutzuckerwerte sein.
- Reizbarkeit: Das Kind kann reizbarer oder gereizter als gewöhnlich sein.
- Übelkeit und Erbrechen: In einigen Fällen, besonders bei jüngeren Kindern, können diese Symptome auftreten.
- Häufige Infektionen: Diabetes kann das Immunsystem schwächen und das Kind anfälliger für Infektionen machen.
- Acetonatem: Ein fruchtiger Geruch im Atem kann ein Zeichen für diabetische Ketoazidose sein, eine schwere Komplikation bei unkontrolliertem Diabetes.
Diagnose von Diabetes bei Kindern
Die Diagnose von Diabetes bei Kindern basiert auf 3 Hauptuntersuchungen:
- Blutzuckermessung: Ein einfacher Bluttest ermöglicht die Messung der Zuckermenge im Blut.
- HbA1c-Test: Diese Untersuchung gibt einen Überblick über den durchschnittlichen Blutzucker der letzten Wochen und Monate.
- Urin-Test: Wird verwendet, um das Vorhandensein von Zucker im Urin nachzuweisen.
Diabetes bei Kindern: Umgang mit dem Alltag
Das Herz der Behandlung von Diabetes bei Kindern ist die Blutzuckerkontrolle. Das bedeutet, die Blutzuckerwerte in einem gesunden Bereich zu halten. Daher werden im Alltag des Kindes einige wichtige Praktiken eingeführt:
Blutzuckermessung
Insulingabe

Ausgewogene Ernährung
Körperliche Aktivität
Diabetische Komplikationen bei Kindern
Kurzzeitkomplikationen
- Diabetische Ketoazidose: ein schwerwiegender Zustand, der auftritt, wenn der Körper nicht genügend Insulin hat, um Glukose als Energiequelle zu nutzen, und beginnt, Fette zu verbrennen, wodurch saure Substanzen namens Ketone entstehen. Zu den Symptomen gehören Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, tiefe und fruchtige Atmung, Verwirrung und in schweren Fällen Koma.
- Hypoglykämie: tritt auf, wenn der Blutzuckerspiegel zu stark absinkt. Zu den Symptomen gehören Zittern, Schwitzen, Herzklopfen, Hunger, Schwindel, Verwirrung und in schweren Fällen Bewusstlosigkeit.
Langzeitkomplikationen
- Diabetische Retinopathie: Schäden an den Blutgefäßen der Netzhaut, die zu Sehverlust führen können.
- Diabetische Nephropathie: Nierenschäden, die zu Nierenversagen führen können.
- Diabetische Neuropathie: Nervenschäden, die Kribbeln, Taubheit, Schmerzen und Probleme mit der sexuellen Funktion verursachen können.
- Kardiovaskuläre Erkrankungen: Menschen mit Diabetes haben ein höheres Risiko, Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Durchblutungsstörungen zu entwickeln.
- Diabetischer Fuß: Geschwüre und Infektionen an den Füßen aufgrund schlechter Durchblutung und Nervenschäden.
Bedeutung einer multidisziplinären Betreuung für die Bewältigung des kindlichen Diabetes

Kindlicher Diabetes ist nicht nur eine Stoffwechselerkrankung, sondern beeinflusst viele Lebensbereiche des Kindes, von der Ernährung über die körperliche Aktivität bis hin zum psychologischen Aspekt. Jedes Kind mit Diabetes hat spezifische Bedürfnisse, die einen personalisierten und kontinuierlichen Ansatz erfordern. Deshalb ist ein multidisziplinäres Team wichtig, das Familie und Kind bei der Bewältigung des kindlichen Diabetes unterstützt, bestehend aus Fachkräften wie:
- Pädiater: koordiniert die Behandlung und überwacht den allgemeinen Gesundheitszustand des Kindes.
- Pädiatrischer Endokrinologe: spezialisiert auf die Diagnose und Behandlung von Diabetes bei Kindern.
- Diätassistent: erstellt einen individuellen Ernährungsplan für das Kind, der seine Bedürfnisse und Vorlieben berücksichtigt.
- Krankenschwester: lehrt, wie Insulin verabreicht, der Blutzucker gemessen und Notfälle gehandhabt werden.
- Diabetespädagoge: bietet dem Kind und der Familie kontinuierliche Schulungen zum Umgang mit Diabetes.
- Psychologe: unterstützt das Kind und die Familie beim Umgang mit den emotionalen Herausforderungen der Krankheit.
- Orthoptist: beurteilt das Sehvermögen des Kindes und bietet gegebenenfalls Therapien zur Korrektur diabetesbedingter Sehprobleme an.
- Podiater: kümmert sich um die Fußpflege, die grundlegend zur Vorbeugung des diabetischen Fußes ist.
Schlussfolgerungen
Kindlicher Diabetes ist eine bedeutende Herausforderung, die einen integrierten und multidisziplinären Ansatz erfordert, um eine effektive Behandlung und eine gute Lebensqualität für betroffene Kinder zu gewährleisten. Durch ständige Blutzuckerkontrolle, angemessene Insulingabe, ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und psychologische Unterstützung können Kinder ein erfülltes und aktives Leben führen.
Wie bereits erwähnt, bestätigen verschiedene Studien, dass eine korrekte Beikosteinführung in Kombination mit Stillen das Risiko für Diabetes so weit wie möglich verhindern oder verzögern kann. Da unser Ziel darin besteht, die bestmögliche Entwicklung von Mutter und Kind von der Schwangerschaft bis zu den ersten Lebensjahren zu fördern, findest du in der Dr-Silva Academy zahlreiche Videokurse, darunter:
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